Anspruch, Plan und Realität im Derby
Nach der klaren Niederlage in Rödertal war die Richtung vorgegeben: reagieren, zusammenrücken und im Derby gegen den HV Chemnitz eine Antwort liefern. Im Freitagstraining lag der Fokus explizit auf den gewohnten Angriffsvarianten des Gegners. Eigentlich war die Marschroute klar und ein Sieg das Ziel, denn diesmal stand der komplette Kader zur Verfügung. Die Rahmenbedingungen passten, die Halle war gut gefüllt, die Stimmung vor dem Anpfiff optimistisch. Umso ernüchternder war der Start: Bereits in den ersten Minuten verloren wir die Haltung in der Abwehr, Absprachen griffen nicht und die Köpfe gingen schnell nach unten – ein Bruch zwischen Anspruch und Realität.
Halbzeit 1 – Kreis-Anbindung fehlt, Zentrum zu offen
Chemnitz kam mit klarer Körpersprache und Tempo, wir ließen zu viel zu. Vorne fehlte uns lange die Anbindung an den Kreis: Laufwege und Timing im Rückraum öffneten zu selten saubere Passfenster nach innen, Sperren/Absetzen und Einläufer wurden nicht konsequent vorbereitet. Dadurch blieb unser Angriff flach, die Tiefe fehlte und wir erzeugten zu wenig Druck auf die Nahtstellen. Dieses Offensivthema spiegelte sich in der Defensive wieder: Durch die Mitte waren wir zu durchlässig, die Abstände zwischen Innen- und Halbposition stimmten nicht, Hilfen kamen verspätet, der Block blieb ohne Zugriff. Chemnitz musste im Angriff kaum variieren – der Durchbruch durchs Zentrum gelang zu oft mit einfachen Mitteln. Auszeit und deutliche Ansprache von der Bank brachten zunächst keine Stabilität, weil wir die Zweikämpfe nicht konsequent annahmen und das Tor nicht entschlossen verteidigten. Erst gegen Ende der ersten Hälfte fanden wir offensiv etwas Rhythmus, nutzten Räume entschlossener und profitierten von mehreren wichtigen Paraden unserer Torhüterin, da auch die Abwehr mehr Stabilität zeigte. Das 17:15 zur Pause für uns wirkte angesichts des Verlaufs schmeichelhaft – eher Ergebnis eines kurzen Offensivaufschwungs und starker Torhüteraktionen als einer funktionierenden Statik in Abwehr und Zusammenspiel.
Halbzeit 2 – fünf Zeitstrafen - kippen des Spiels und ein zu später Weckruf
Nach dem Seitenwechsel setzte sich das Muster fort. In der Zentrale kamen wir erneut zu spät, die Nahtstellen blieben offen und Chemnitz fand weiterhin einfache Lösungen über die Mitte. Unterm Strich standen fünf Zeitstrafen gegen uns – einige diskutabel, insgesamt aber Ausdruck einer Abwehr, die als Verbund nicht stabil genug war. Offensiv mit etwas mehr Druck aus dem Rückraum auf die Innenverteidigung, aber zu selten klare Aktionen für Anspiele.
In der 34. Minute kippte die Partie endgültig Richtung Chemnitz, wir wurden in mehreren Sequenzen überrannt, obwohl der Gegner personell nicht üppig besetzt war. Erst in der Schlussphase war wieder mehr Zug erkennbar – mutigere Abschlüsse, griffigerer Rückzug, ein paar bessere Defensivsequenzen. Wir kamen noch einmal heran und machten es kurz spannend, doch der mentale Schalter fiel zu spät, um die Wende gegen einen an diesem Tag willensstarken Gegner zu erzwingen.
Fazit – Kreis-Anbindung reaktivieren, Zentrum schließen, Haltung schärfen
Mit einer zu offenen Mitte und keiner mannschaftlich, geschlossenen Abwehrleistung wird es in dieser Liga schwer, Spiele zu gewinnen. Der Gegner musste im Angriff kaum variieren, weil die Durchbrüche durch die Zentrale zu oft möglich waren. Genau dort liegt der Schwerpunkt für die kommenden Wochen: Innen enger verteidigen, Hilfen klar und früh kommunizieren, Blockarbeit aktivieren und den Rückzug konsequent durchlaufen. Offensiv braucht es wieder klare Abläufe, besseres Timing im Rückraum, saubere Übergänge, Kreuzungen mit Tempo und Passfenster, die aus Druck entstehen – dann bekommt unser Spiel wieder Tiefe und Qualität.
Darüber hinaus brauchen wir eine geschärfte Haltung. Das Hadern mit sich und den Nebenleuten kostet Energie und Lösungen. Jede Einzelne ist gefragt, zuerst das eigene Spiel zu stabilisieren und Verantwortung zu übernehmen. Der kurze Aufschwung am Ende zeigt, dass Moral vorhanden ist – aber Moral ohne Struktur und Verbundarbeit genügt nicht.
Glückwunsch an den HV Chemnitz, der uns in Mentalität und Konsequenz deutlich vor Augen geführt hat, wie viel über Haltung und eine stabile Mitte entschieden wird. Unsere Reaktion muss nun schnell kommen – sonst wird auch das nächste Auswärtsspiel in Leipzig schwer.
Statistik
| Nummer | Name | Tore | 7-Meter |
|---|---|---|---|
| 1 | Kothe, Lisa | (Tor) | |
| 3 | Schilhan, Lotta | 0 | |
| 6 | Jahreiß, Ida | 0 | |
| 7 | Zechel, Luisa | 1 | |
| 8 | Moosche, Lotta | 5 | |
| 9 | Moosche, Lene | 3 | |
| 10 | Lorenz, Marleen | 2 | |
| 11 | Bühnemann, Hanna | 0 | |
| 13 | Groh, Venezia | 3 | |
| 14 | Nestler, Nele | 0 | |
| 17 | Fischer, Lilly | 5 | |
| 18 | Rosenau, Finnja | 0 | |
| 19 | Hofmann, Mareike | 6 | |
| 20 | Borgers, Siri Lucia | (Tor) | |
| 25 | Putzker, Naimi | 5 | |
| 35 | Kehrer, Mathilde | 1 |

























































